zog sich die Arbeit hin. Es ist eine Bibel aus Privatbesitz, gedruckt in Lüneburg 1654/55. Beim Auseinandernehmen stellte ich fest, daß leider doch Seiten fehlten. Bei alten Drucken ist es so, daß es keine Seitenzahlen, wie wir es heute kennen, gab, sondern Lagenbezeichnungen. D.h. die erste Lage ist üblicherweise A, somit heißt das erste Blatt A, das zweite Blatt A2 das dritte Blatt A3, das vierte Blatt A4 und das fünfte Blatt A5, danach sind die Blätter nicht mehr benannt, bis die Lage mit 8 Blättern, also 16 Seiten, komplett ist. Naja, und somit merkte ich beim Auseinandernehmen und Bürsten, daß viele Buchstaben, und somit Lagen, garnicht vorhanden waren. Zum Glück hat die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel genau diese Bibel in ihrem Bestand. Sie hat die fehlenden Seiten abgefilmt und uns die Dateien geschickt. Mein Mann, Burkard Meyendriesch, hat diese dann am Computer farblich angeglichen und mit InDesign als Lagen, s.o. ausgeschossen, die ich dann in einer Druckerei auf von mir geliefertem Büttenpapier drucken ließ. Währenddessen hieß es die alten Blätter zu flicken, denn der Papierzustand war zum Teil sehr schlecht. Zuschneiden der neuen Seiten, alles zusammentragen und neu heften waren die nächsten Arbeitsschritte. Diese Bibel ist mit 15 cm extrem dick. Die etwa einhundert Lagen auf echte Bünde zu heften ist wirklich langwierig. Alleine dafür habe ich über 10 Stunden gebraucht. Bis ins 18. Jahrhundert sind viele Buchdeckel aus Holz gearbeitet. Da bei dieser Bibel der hintere zerfressen war, habe ich den Rückdeckel aus einem anderen alten Buchdeckel nachgearbeitet. Danach kommt das Verpflocken der Heftbünde in die Deckel. Als Abschluss des Buchrückens oben und unten habe ich dann die Kapitale in alter Manier gestochen. Nach dem Hinterkleben des Rückens folgt das Einledern des ganzen Buches. Bei den Fotos ist noch das Aufbringen der alten originalen Lederdeckel zu sehen. Die Bibel besaß ursprünglich Schließen, was grade bei diesem großen Format auch wirklich sinnvoll ist, da sie den Buchblock in Form halten. Es fehlten allerdings die Schließenhaken, auch diese habe ich erneuert. Zudem hatte die Bibel Kanten- und Eckenschoner aus Metall. Diese habe ich natürlich am Schluß wieder angebracht. Burkard Meyendriesch hat meine Arbeit die Monate hindurch fotografisch begleitet, somit können Sie alles hier nachverfolgen. Die Abschlussfotos entstanden dann in seinem Fotostudio.